Aktuelles
Dr. Martin Ulmer
Ausraubungsausstellung i m Stadtmuseum Rottweil 22. Juni 2023
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Ruf, sehr geehrte Frau Meyr, liebe
Johanna Knaus für die freundliche Einführung, liebe Mitglieder des Vereins
ehemalige Synagoge Rottweil und der Jüdischen Gemeinde Rottweil, Liebe
Zuhörerinnen und Zuhörer,
Die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Ausplünderung der Juden in
Südwestdeutschland lange Jahre nicht erforscht und tabuisiert war, haben den
Gedenkstättenverbund gemeinsam mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg
2014 veranlasst, ein mehrjähriges Forschungs- und Ausstellungsprojekt zum
Thema zu starten. Neben der großen Publikation, die sie heute für nur 18 Euro
hier kaufen können und bei der Landeszentrale für politische Bildung
erschienen ist, ist eine gleichnamige Ausstellung im Jahr 2019 entstanden.
Federführend hat das Projekt, der Vorstand des Gedenkstättenverbunds, Heinz
Högerle, Dr. Peter Müller, der Direktor der Staatsarchivs Ludwigsburg und ich
als Geschäftsführer des Gedenkstättenverbunds realisiert.
1933 lebten in Württemberg und Hohenzollern rund 11.000 jüdische
Bürgerinnen und Bürger, Es gab nach vorsichtigen Schätzungen ca. 1.500
Geschäfte und Fabriken – überwiegend kleine und mittelständische Textil- und
Viehhandlungen, Zigarren- und Tabakhandlungen – und rund 140 Fabriken, 35
Privatbanken, ca. 120 Rechtsanwälte und Juristen, 150 meist niedergelassene
Ärzte und mehrere Hundert sonstiger Freiberufler und Angestellte, darunter
auch viele Frauen.
Die Ausstellung zeigt einen multiperspektivischen Ansatz, der die verschiedenen
Handlungen von Tätern, Schreibtischtätern, Beteiligten, Beamten und
Unternehmern und kleinen Profiteuren in den Blick nimmt. Freilich gab es auch
einen kleinen Kreis von Menschen, die anständig geblieben sind und weiterhin
zu Juden Kontakte pflegen, ihnen halfen, sie weiterhin grüßten und in deren
Geschäften einkauften. Außerdem wird die Haltung der jüdischen
Geschäftsleute, Rechtsanwälte und Ärzte in einzelnen Ausstellungstafeln und im
Buch dargestellt, d.h. wie reagierten sie auf den wachsenden Druck, gab es
Ausweichsmöglichkeiten, suchten sie das Geschäft, die Praxis, die Kanzlei
solange wie möglich zu retten.
Der Weltanschauungsantisemitismus der Nationalsozialisten, der 1933 zur
Staatsdoktrin wurde, bildete die treibende Kraft bei der wirtschaftlichen und
beruflichen Ausschaltung der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Reich bis
hin zu deren Existenzvernichtung. Zugleich wirkten reichsweit geltende Gesetze
wie das Berufsbeamtengesetz vom April 1933 und die Nürnberger Gesetze vom
September 1935 als Katalysatoren; Das Zusammenspiel von
Straßenantisemitimus, Boykotten, Gewalt und Ausgrenzungsgesetzen
radikalisierten die Politik gegen die Juden ab 1933 immer stärker.
Die Ziele der Ausraubung waren einmal die Entfernung der Juden aus
Deutschland durch den Entzug der beruflichen und geschäftlichen
Existenzgrundlage. Zweitens ging es um die gigantische völkische
Vermögensumschichtung und die Übernahme der Stellen, Geschäfte und
Kunden bzw. Klienten durch die nichtjüdische Konkurrenz. Von 16 Milliarden
RM, die Juden in Deutschland hatten, flossen 75 Prozent 12 Mrd. Reichsmark
zum NS-Staat, in die Wirtschaft und zu Privatleuten.
Kaufboykott am 1. April 1933 – der Angriff auf die Juden beginnt
Der „gesellschaftliche Prozess“ der beruflichen und wirtschaftlichen
Ausgrenzung der deutschen Juden durch die „Volksgemeinschaft“ – wie es der
Historiker Frank Bajohr nennt- setzte unter propagandistischer Führung der
lokalen NSDAP im Frühjahr 1933 mit dem flächendeckenden Kaufboykott in
Stuttgart und den anderen Städten wie Heilbronn, Ulm, Ludwigsburg,
Göppingen, Esslingen, Tübingen, Rottweil u.a. von Geschäften mit jüdischen
Inhabern ein. Der Kaufboykott war der Auftakt der Vernichtung der
wirtschaftlichen und beruflichen Existenz der Juden in Deutschland. Eine
Ausstellungstafel ist dem Thema gewidmet.
Im Vorfeld des Kaufboykotts hatte die NS-Propaganda in Deutschland massiv
zum Angriff auf die Wirtschafts- und Berufsbereiche der Juden getrommelt,
völlig verdreht als angeblicher Abwehrboykott gegen die negative
Berichterstattung der angeblich von Juden gesteuerten ausländischen Presse
gegen die Verfolgung der Juden. Die Nazis machten sich hier zum Opfer der
Juden. Dieser NS-Propaganda schlossen sich überraschenderweise die noch
nicht gleichgeschaltete bürgerliche Presse, viele Wirtschaftsverbände und
kirchliche Kreise an.
Am 1. April 1933 zogen SA-Posten vor Geschäften und Büros von jüdischen
Inhabern auf .Viele schlossen sich dem Boykott an und es bildeten sich in den
Städten große Gruppen von Schaulustigen, z.B. in der Königsstraße in Stuttgart.
Vereinzelt gab es Proteste wie in Ulm und Tübingen, die sich dem Boykott
widersetzten, z.B. sagte eine Frau in Tübingen „Ich kaufe, wo ich will“
Beim reichsweiten Boykott im April 1933 wurden erstmals die in weiten Kreisen
der Bevölkerung vorhandenen antisemitischen Stimmungen für eine große
öffentlichkeitswirksame Aktion mobilisiert. Diese Geschäfte und die Juden
wurden öffentlich stigmatisiert und sollten aus der „deutschen
Volksgemeinschaft“ durch Fernbleiben der Kundschaft ausgegrenzt werden. Die
politische Botschaft wurde überall verstanden, ein stiller Boykott vieler
Menschen und kommunale Verbote und Schikanen schlossen sich an.
Akteure und Profiteure der Verfolgung im Überblick
In Württemberg und Hohenzollern waren – wie anderswo auch – zahlreiche
Akteure aus der NSDAP, den Kommunen, aus den Finanz- und
Landesverwaltungen, der Gestapo, den Wirtschaftsverbänden, den Industrieund
Handelskammern, Handwerksinnungen, sowie aus den Firmen bis hin zu
vielen Bürgerinnen und Bürgern an der Ausplünderung beteiligt. Darüber
hinaus wurden eigene Institutionen, nur für Württemberg-Hohenzollern,
geschaffen.
In dem Schaubild zu den Akteuren und Profiteuren der Verfolgung in der
Ausstellung werden diese Verflechtungen deutlich. Die NSDAP-Gauleitung um
den Reichstatthalter Wilhelm Murr, die Gauwirtschaftsberater, die Kreisleiter
und lokalen Parteiorganisationen und die Gauwirtschaftsberater waren seit
Beginn der Machtübernahme der Nationalsozialisten die wichtigsten treibenden
politisch-ideologischen Kräfte der wirtschaftlichen Ausschaltung und
Existenzvernichtung der jüdischen Geschäftsleute und der Angestellten. Ab 1936
nahmen die NS-Machtkreise besonders die lukrativen Firmen und größeren
Fabriken von jüdischen Inhabern ins Visier. Die württembergische NSDAP
schuf 1936 für die Zwangsübernahme dieser Firmen eigens so genannte
Vermittlungszentrale, ein getarntes Wirtschaftsunternehmen. An dieser
schwäbischen Erfindung waren die Stadt Stuttgart, die Gauwirtschaftsberater,
das Landeswirtschaftsministerium, die IHK Stuttgart und die aufstrebende
Wirtschaftsprüfungsfirma Schwäbische Treuhand AG (heute Ernst & Young)
beteiligt, um dem Raubzug gegen die jüdischen Unternehmer einen
scheinlegalen Anstrich zu geben. Die Vermittlungszentrale setzte politisch
genehme Personen beim Zwangsverkauf durch und erpresste Gelder von
Käufern und jüdischen Vorbesitzern für NS-Zwecke. Diese Korruptionsgaben
flossen in die extra gebildete Parteistiftung „Wirtschaftsdank“ Die Gauleitung
und die Gauwirtschaftsberater führten 1938 den NS-Gauamtsleitern lukrative
Fabriken von jüdischen Unternehmern zu. Meist waren die neuen Firmenkäufer
unternehmerische Amateure. Mit dem ökonomischen Zugriff sicherten sich die
Nazis ihre politische Machtstellung im Land. Die Korruption blühte in
Württemberg und Hohenzollern.
Die Effizienz dieser antisemitischen Politik wäre jedoch begrenzt geblieben,
wenn nicht zahlreiche Akteure in den Staatsbehörden, Kommunen,
Wirtschaftsverbänden, freien Berufen, Unternehmer und Menschen aus der
Nachbarschaft, Arbeitskollegen, frühere Kunden etc. in arbeitsteiliger Weise aus
unterschiedlichen Motiven (Antisemitismus, obrigkeitliches Denken,
Karrieregründe, ökonomische Vorteile, Opportunismus und Konformismus)
heraus, mitgewirkt hätten.
Nach der Existenzvernichtung blieb vielen Juden gar kein anderer Weg als zur
Flucht. Dann griffen die aus der Weimarer Zeit bestehende Devisenstelle und
die Finanzämter mit der Reichsfluchtsteuer und der sogenannten
Judenvermögensabgabe sowie weiterer Zwangsabgaben zu. Diese pressten den
Juden hohe Anteile ihres Vermögens für den NS-Staat ab, der damit die
Kriegsvorbereitung und das Haushaltsdefizit finanzierte. In Württemberg
mussten die Juden 34 Mio RM Reichsfluchtsteuer und 35 Mio. RM
Judenvermögensabgabe bezahlen. Hinzu kamen die Bereicherungen der
Finanzbehörden am beweglichen Hab und Gut der deportierten Juden, auf das
ich noch später eingehen werde.
Eine besonders gefürchtete Rolle spielte dabei der Leiter der Devisenstelle
Stuttgart Ernst Niemann, der die Juden, die fliehen mussten, besonders
schikanierte und finanziell auspresste. Ihm ist auch eine Tafel gewidmet.
Auch die Städte und Gemeinden waren früh dabei, es wurden
Geschäftsverbindungen aufgelöst, z.B. in Tübingen zum Bankhaus Weil,
Zutrittverbote zu Märkten verhängt. Und: die Städte waren Profiteure der
zurückgelassenen Immobilien der geflohenen Juden oder zerstörter
Synagogengrundstücke, wie die Beispiele aus Stuttgart, Heilbronn, aber auch
Tübingen zeigen.
Viele Menschen waren Profiteure, als Käufer, als berufliche Konkurrenten, als
Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer, als Schnäppchenjäger. Skrupel war in
Württemberg die Ausnahme. Auch hier schien die völkische
Zustimmungsdiktatur zu funktionieren, die zur „Beutegemeinschaft“ wurde.
Die Vorstellung, dass alle Befehle und Verordnungen von der NSReichsregierung,
den Reichsministerien oder der SS in Berlin kamen und man
nur als Befehlsempfänger agierte, ist in Württemberg und anderswo eine
bequeme Legende der zahlreichen Akteure und Profiteure nach 1945.
Beispiele aus Rottweil und Schramberg
Ich möchte zwei Beispiele aus der Ausstellung von Rottweil und Schramberg
herausgegriffen. Die jüdischen Verleger Ernst und Wilhelm Rothschild, die in
Rottweil die Schwarzwälder-Bürgerzeitung führten, mussten Ende Mai 1934 die
Zeitung einstellen. Das Blatt wurde seit 1855 über drei Generationen der Familie
Rothschild geführt, es hatte eine Auflage von fast 3.000. Sie war neben dem
katholischen Komkurrenzblatt Schwarzwälder Volksfreund bis 1933
demokratisch staatstragend. Schon in der Weimarer Republik war die
Schwarzwälder Bürgerzeitung immer wieder antisemitischer Hetze ausgesetzt.
Im Frühjahr 1933 entzog das Oberamt Rottweil der Zeitung auf Antrag des
NSDAP-Kreisleiters Wilhelm Acker dem Blatt als jüdischer Firma den Status
des Amtsblatts. Die Hetze der Rottweiler Nazis hielt an: Die beiden
Verlegerbrüder Ernst und Wilhelm Rothschild wurden 1933 aus dem
Schwäbischen Albverein und Schwarzwaldverein ausgeschlossen. Der
Existenzkampf der demokratischen Zeitung wurde immer härter. Anfang 1934
erfolgte das reichsweite Schriftleitergesetz, das Juden und politisch
Andersdenkenden die Ausübung einer journalistischen und verlegerischen
Tätigkeit verbot. Im Mai 1934 stellten die Brüder Rothschild da Blatt ein, die
lokalen Nationalsozialisten hatten ihr Ziel erreicht. Ernst Rothschild und seine
Familie flohen 1937 in die Schweiz, sein Bruder folgte ihnen, nachdem er
mehrere Wochen im Zuge der Reichspogromnacht am 9. November 1938 im KZDachau
inhaftiert war.
Die Schramberger Majolikafabrik GmbH für Keramische Kunst-Malereien wurde
1912 gegründet. Eigentümer der neuen Firma waren Leopold und Moritz
Meyer, die aus einer jüdischen Familie aus Hessen stammten. Das Brüderpaar
ließ in ihrer Fabrik Gebrauchsgeschirr in Feinsteingut und Kunstmajoliken
produzieren. Nach dem Ersten Weltkriegs, in dem Moritz Meyer bei Verdun
eine Gasvergiftung erlitt, musste die Majolikafabrik neu konsolidiert werden.
Durch Investitionen und innovative Produktentwicklungen prosperierte die
Firma in den folgenden Jahren. Mit Eva Zeisel konnten eine junge jüdischungarische
Designerin gewonnen werden, die den Geist des Bauhauses nach
Schramberg brachte. Moritz Meyer wurde schon 1930 von der NSDAPOrtsgruppe
als Jude beleidigt und wegen seiner Unterstützung der Deutschen
Demokratischen Partei (DDP) und des republikanischen Reichsbanners Schwarz-
Rot-Gold diffamiert.
Ab 1933 litt die Majolikafabrik unter Boykottmaßnahmen. Als die Brüder
Meyer 1937 planten, ihr Unternehmen zu verkaufen, schalteten sich die
Industrie- und Handelskammer Rottweil und die Vermittlungszentrale in Stuttgart
ein. Sie übten massiven Druck aus, um einen Käufer aus NS-Kreisen
durchzusetzen. Nach der Pogromnacht 1938 wurden Leopold und Moritz Meyer
verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt. Dort hat man Moritz Meyer
gezwungen, sich mit seiner Unterschrift zur Auswanderung und zum Verkauf
seines gesamten Grundbesitzes zu verpflichten.
Kurz nach ihrer Entlassung aus Dachau wurden die Brüder Meyer am 23.
Dezember 1938 in die Vermittlungszentrale nach Stuttgart vorgeladen, wo man
sie unter Beleidigungen und massiven Drohungen zum Verkauf ihres
Unternehmens zwang. Als Verkaufspreis wurden 350.000 RM diktiert. Bei der
notariellen Vertragsunterzeichnung bekamen sie erstmals den neuen
Eigentümer der Majolikafabrik zu Gesicht – den 36jährigen NSGaupersonalamtsleiter
Alfons Zeller aus Stuttgart. Bevor Leopold Meyer in die
USA und Moritz Meyer mit Frau und Sohn nach England fliehen konnten,
wurden ihnen die Pässe eingezogen und erst nach der Zahlung von 15.000 RM
an die Deutsche Arbeitsfront wieder ausgehändigt.
Moritz Meyer gelang nach der Restitution der Schramberger Majolikafabrik
durch das Landgericht Rottweil 1948 ein Neuanfang. 1949 kehrte er nach
Schramberg zurück und führte die Majolikafabrik zu neuer Blüte.
Deportationen und finaler Raub und Versteigerungen
Als die verbliebenen 2.500 Juden aus Württemberg-Hohenzollern ab Dezember
1941 in die Todeslager deportiert wurden, standen die Gestapo und die
Finanzämter bereit, deren gesamtes, noch verbliebenes Eigentum in der
reichsweiten Aktion 3 zu beschlagnahmen und restlos zu verwerten. Dabei
gingen die lokalen Finanzämter und das Oberfinanzpräsidium selbst nicht leer
aus. Das Oberfinanzpräsidium Stuttgart leitete und organisierte den Raub des
Vermögens der jüdischen Bevölkerung. Die Finanzbehörden versorgten sich die
mit Büroeinrichtungen, Schränken, wertvollen Gemälden und Teppichen,
Klavieren für den eigenen Dienstgebrauch. Der Oberfinanzpräsident Dr. Rudolf
Mitze bekam ein Zimmer aus kaukasischen Nussbaumholz, mittlere Beamte
bekamen Lederklubsessel und Radierungen als Wandschmuck.
Finanzämter wie Künzelsau wollten Möbel als Raubgut und erhielten die
Genehmigung aus Stuttgart. Oder wertvolle Teppiche – wie Dokumente auf der
Tafel zeigen- wurden vom Finanzamt Riedlingen nach Stuttgart gemeldet und
auf einzelne Behörden in Oberschwaben verteilt. Es waren auch auch zahlreiche
NS-Organisationen, Polizeistellen interessiert, um vom Raub im Kontext der
Deportationen zu profitieren.
Die Gegenstände wurden nach 1945 kaum restituiert und in vielen Fällen
wurden Nachweise kurz vor Kriegsende vernichtet. Durch einige wichtige
überlieferte Aktenbestände konnte der Vorgang jedoch in Grundzügen
rekonstruiert werden. Was die NS-Behörden und Parteiorganisationen aus dem
Hab und Gut der Deportierten nicht selber verwenden konnten, wurde an die
Bevölkerung meistbietend versteigert.
Versteigerungen von Hausrat und Möbel von Juden waren im
nationalsozialistischen Deutschland ein Massenphänomen, an denen sich viele
Bürgerinnen und Bürger ‒ nicht selten die ehemaligen Nachbarn der Verfolgten
beteiligten. An vielen Orten wie Stuttgart, Baisingen, Haigerloch, Laupheim,
Künzelsau, Eschenau fanden nach der Deportationen im Winter 1941 und
Sommer/Herbst 1942 größere Versteigerungen statt, die die Finanzämter mit
den örtlichen Inventierern organisierten. Weniger wertvolle Sachen sollten laut
Oberfinanzpräsidenten an die »Volksgemeinschaft« abgegeben werden.
Der Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb e.V. und die lokalen Veranstalter
freuen sich sehr über den Besuch der Wanderausstellung. Für Rückfragen stehe
ich Ihnen jetzt gerne zur Verfügung. Am 20. Juli wird es um 18 Uhr eine
öffentliche Führung durch die Ausstellung geben.
Bevor ich schließe, möchte ich als Vertreter des Gedenkstättenverbunds zur
Kundgebung „Rottweil bleibt bunt und vielfältig“ gegen die rechtsextreme AFDKundgebung
am 29.Juni aufrufen. Einer der schlimmsten Hetzer der AFD,
Björn Höcke, der die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen als Schuldkult
diffamiert und den Nationalsozialismus massiv verharmlost, darf in Rottweil
sprechen. Zeigen wir ihm und seiner AFD die rote Karte!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Literatur:
Högerle, Heinz / Müller, Peter / Ulmer, Martin (Hg.): Ausgrenzung, Raub,
Vernichtung. NS-Akteure und >Volksgemeinschaft< gegen die Juden in
Württemberg und Hohenzollern 1933 bis 1945. Stuttgart 2019. (18 Euro,
Bestellung bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)
Profundes Buch folgt auf Ausstellung