Die erste Judengemeinde

Die erste jüdische Ansiedlung in Rottweil entstand vermutlich im späten 13. Jahrhundert, zeitgleich mit der Niederlassung von Juden in Villingen und Oberndorf. Rottweil war damals eine wirtschaftlich und politisch aufstrebende Stadt. Die mittelalterliche Topographie  prägt noch heute das Stadtbild: das Straßenkreuz im Zentrum und die vier „Orte“ (Stadtviertel) – Heiligenkreuz-Ort, Sprenger-Ort, Johannser-Ort und Lorenz-Ort. Um 1315 wohnten Juden nachweislich in Rottweil und zwar im „Juden-Ort“ (heute: Lorenz-Ort) unterhalb des Rindermarkts (heute: Friedrichsplatz). Dort gab es wohl auch eine Synagoge (Judenschule) und eine Mikwe (Bad), deren Standorte nicht bekannt sind. Die Niederlassung der Juden war im Hochmittelalter aber keineswegs auf dieses Viertel oder gar auf die Judengasse (heute: Lorenzgasse) beschränkt.

Größe der jüdischen Gemeinde

Angaben zur Größe der ersten Rottweiler Judengemeinde sind aufgrund der bescheidenen Quellenlage weitgehend hypothetisch. Eine vorsichtige Schätzung geht von ca. 200 Gemeindemitgliedern aus.

Die Bevölkerungszahl von Rottweil im Hochmittelalter ist erstmals anhand des Rottweiler Steuerbuchs von 1441 ungefähr zu bestimmen. Bei 1330 Steuerzahlern ist auf eine Einwohnerzahl von deutlich über 4000 zu schließen.

Pogrom von 1348

Im Dezember 1348 kam es in Rottweil wie an vielen anderen Orten zu einem Pogrom. Nähere Angaben zur Zahl der Opfer gibt es nicht. Einigen gelang es zu entkommen; in Esslingen, Offenburg und Zürich sind jüdische Flüchtlinge aus Rottweil nachgewiesen.

Nach dem Pogrom von 1348 ließen sich immer wieder Juden in Rottweil nieder, aber in der Reichsstadtzeit kam es nicht mehr zur Bildung einer jüdischen Gemeinde.